Die Schokoladenseite beschreibt umgangssprachlich die fotogene Seite bzw. schönere Gesichtshälfte eines Menschen. Wir als Fotografen müssen diese Schokoladenseite finden um die Person somit bestmöglich in Szene zu setzen.

Diese Arten von Schokoladenseite gibt es
Zur Vollständigkeit fangen wir mit den drei Varianten an, die es gibt. Dass es dabei meistens um die rechte oder linke Gesichtshälfte geht, dürften sich viele denken
Viele vergessen allerdings, dass es auch Menschen gibt, die weder mit der linken noch rechten Seite zufrieden sind.
Daher gibt es neben rechts und links noch die Gruppe, die sich am besten frontal zeigt. Das ist meist der Fall, wenn das Gesicht relativ eckig oder symmetrisch aussieht. Oder wenn die Frisur ebenfalls eine Symmetrie aufweist.
Orientierung am Scheitel der Frisur
Meistens befindet sich die Schokoladenseite auf der Seite des Scheitels.
Die Frisur ist ein unmittelbares Indiz für die Schokoladenseite. Ich fototografiere Porträts mittlerweile erst einmal aus Reflex von der Seite, auf der der Scheitel liegt. Sollte ich mich irren, passe ich an.
Die Frisur kann daher ein direktes Zeichen sein. Auch aus dem Grund, da bei Models mit langen Haaren die abgewandte Seite meist von der Frisur halb verdeckt wird. Daher ist es von Grund auf erst einmal logisch, das Foto von der Scheitelseite aufzunehmen.
Dagegen eine symmetrische Frisur oft ein Zeichen für einen Frontal-Typ. Das kann bei langen Haaren auch ein Mittelscheitel sein. Oder bei einer Kurzhaarfrisur eben oft auch überhaupt kein Scheitel. Dann muss man einfach mal ausprobieren.
Orientierung an der Augengröße
Du machst ein Foto von einer Person. Und dir fällt auf, dass irgendwie ein Auge größer als das andere ist. Unterbewusst wirkt das auch völlig normal und fällt im Alltag nicht weiter auf.
Kaum ein Mensch hat zwei exakt gleich große Augen – zumindest erscheinen sie in der Regel auf Fotos unterschiedlich groß. Das kann auch davon kommen, dass die Augen teilweise von Natur aus von Mensch zu Mensch unterschiedlich weit geöffnet werden.
Wenn du vor Ort ein solches Phänomen feststellst, solltest du ebenfalls die andere Seite ausprobieren. Wenn du eine Person leicht seitlich fotografierst, erscheint das hintere Auge durch den etwas größeren Abstand zur Kamera automatisch kleiner. Wenn dieses gleichzeitig das von Natur aus kleinere Auge ist, erscheint der Unterschied umso größer. Positioniere als das kleinere Auge lieber vorne. So gleicht sich das wieder aus.
Einfach ausprobieren!
Am Ende sind das alles nur Möglichkeiten zur Orientierung, keine Regeln. Jeder Mensch etwas anders. Daher muss man es vor Ort auch einfach ausprobieren.
Mach ein paar Testfotos: rechts, links und frontal.
Es macht vielleicht auch Sinn, das einfach mit der fotografierten Person zu besprechen. Frag nach, von welcher Seite sie oder er sich am besten gefällt. So erhöht man die Chance, dass die Fotos am Ende auch wirklich gefallen.
Der richtige Ausdruck
Wenn es darum geht, jemanden auf einem Porträt möglichst vorteilhaft zu zeigen, steht der Gesichtsausdruck damit direkt in Verbindung. Dieser wird von vielen kleinen Muskeln bestimmt, mit denen wir unsere Mimik steuern. Oft passieren hier auch unbewusste Bewegungen, die wir nicht steuern können.
Oft wird auf diese Weise eine Art Maske aufgesetzt. ,,Jetzt werde ich fotografiert'' – das kann man meist direkt zusammen mit einer direkten Unsicherheit vom Gesicht ablesen. Zumindest wenn man direkt anfängt zu fotografieren.
Daher solltest du vorher erst einmal schaffen, dass diese Maske abgelegt wird. Das funktioniert in erster Linie durch ein kurzes Vorgespräch. Aber auch in den ersten Minuten des Shootings sollte man sich eher darauf konzentrieren, dass sich die Person selbst wohl fühlt.
Erst dann kann man zu einem natürlichen Ausdruck vordringen. Und damit die Schokoladenseite finden und treffen.
Kamerawinkel richtig wählen
Du hast die richtige Gesichtshälfte gefunden und die Situation gelockert. Auch wenn die Person nun von ihrer schönsten, ungestellten Seite strahlt: Durch einen falschen Kamerawinkel kannst du das alles wieder zerstören.
Negativbeispiel ist z.B. eine zu extreme Fotografie Perspektive von unten. Dieser Blickwinkel kann oft einen tollen Effekt bieten, eignet sich aber nicht für jedes Gesicht. Oft sieht die Kopfform so einfach unvorteilhaft aus.
Auch gilt es den richtigen Kamerawinkel von rechts oder links zu finden. Schokoladenseite schön und gut – aber wie weit kann man eigentlich von der Seite auf die Person blicken, bevor es negativ aussieht? Nähere dich langsam an die perfekte Position an.
Halte dabei wie auch Augen, Nase, Mund und andere Gesichtspartien im Blick. Nichts soll zu groß oder zu klein erscheinen. Finde den Kamerawinkel, von dem aus die Kopfform am schönsten aussieht.
Das richtige Objektiv
Die Brennweite trägt viel zu Proportionen bei. Am Ende macht eigentlich nicht die Kamera, sondern das Objektiv den Großteil vom Bildlook aus.
Und dazu gehört auch, wie natürlich die Person aussieht. Dabei muss man sagen, dass es einfachere und schwierigere Gesichtsformen gibt. Bei manchen kann man von 24mm bis 85mm verwenden was man will: Am Ende sieht die Person immer gut aus.
Wenn man sich unsicher ist oder die Person nicht kennt, kann man hier auch zum 50mm bis 85mm Objektiv greifen. Unterhalb kann im Weitwinkelbereich z.B. die Nase riesig erscheinen und Proportionen werden verzerrt.
Doch auch über 85mm wird eine Veränderung der Realität vorgenommen. Durch die Hintergrundkompression fangen hier oft Gesichter auch an, flacher zu erscheinen. Das hängt allerdings auch direkt mit dem Abstand zum Model zusammen.
Fazit: Schokoladenseite finden ist mehr als nur der richtige Blickwinkel
Symbolbild Quelle: https://i.etsystatic.com/10009115/r/il/268cf1/2841223462/il_1588xN.2841223462_i3vk.jpg